Damit der Schmerz nicht zur Regel wird

Bei dysmenorrhoischen Beschwerden mit krampf- und kolikartigen Schmerzen kann Selbstmedikation zur Linderung beitragen. (Pharmaceutical Tribune 13/19) 

1 Kundenwunsch

„Ich hätte bitte gerne Ibuprofen. Das hilft meiner Tochter recht gut. Leider kann sie sich nicht mit einem Thermophor in die Schule setzen“, sagt eine besorgte Mutter. Heutzutage stehen jedoch gute Alternativen zu „Omas Thermophor“ und damit weitere Beratungsoptionen zur Verfügung.

2 Hintergrundwissen

Dysmenorrhö tritt besonders bei jungen Frauen auf, die mit den charakteristischen Schmerzen bereits kurz nach der Menarche, also dem Einsetzen der Regelblutung, vertraut werden.

Primäre Dysmenorrhö: Als Ursache wird eine gesteigerte Produktion von Prostaglandinen diskutiert, die am Zyklusende durch sinkende Progesteronspiegel ausgelöst wird. Mit den Prostaglandinen werden auch andere vasokonstriktorische und myokontraktile Leukotriene sowie Vasopressin freigesetzt. Somit wird das Gewebe schlechter durchblutet und mit weniger Sauerstoff versorgt. Es handelt sich also um einen ischämischen Schmerz. Da die genannten Botenstoffe ins Blut abgegeben werden, können diese auch für Begleitsymptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Brustspannen, Übelkeit und Diarrhö verantwortlich sein. Andererseits kann die Gebärmutter auf die freigesetzten Substanzen auch besonders empfindlich reagieren. Hoffnung gibt jungen Mädchen die Tatsache, dass die primäre Dysmenorrhö mit zunehmendem Alter oder nach einer Geburt oft schwächer wird. Neben diesen weitgehend physiologischen Vorgängen sind allerdings auch Lageanomalien oder Missbildungen der Gebärmutter sowie eine gestörte Hormonbalance mögliche Auslöser und müssen gynäkologisch abgeklärt werden.

Sekundäre Dysmenorrhö: Sie tritt meist erst im Alter von 30 bis 40 Jahren auf. Charakteristisch sind akut starke, unbekannte Beschwerden, die einige Tage vor der Blutung auftreten und während der gesamten Dauer in unveränderter Stärke bestehen bleiben. Auch können sie im Verlauf von Wochen und Monaten schlimmer werden. Zur Abklärung der Ursachen sollte ein Gynäkologe aufgesucht werden. Schließlich können eine Endometriose, Myome, Eileiter- und
Eierstockentzündungen oder eine Extrauteringravidität vorliegen.

3 Therapiemöglichkeiten

  • Mittel der Wahl in der Selbstmedikation von Regelschmerzen sind die Nichtsteroidalen Anti­rheumatika (= NSAR) Ibuprofen und Naproxen, die speziell bei Menstruationsbeschwerden zugelassen sind. In Abhängigkeit vom Präparat dürfen sie bereits ab dem 12. Lebensjahr verabreicht werden und sind somit für die vorliegende Zielgruppe hilfreich. NSAR vermindern die Prostaglandinsynthese in der Gebärmutter und helfen die Kontraktion des Uterus und dessen Überempfindlichkeit gegenüber Schmerzen zu dämpfen. Naproxen zeigt eine längere Wirkdauer, dafür aber ein höheres Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen im Vergleich zu Ibuprofen. Für ASS ist die Evidenz etwas, für Paracetamol deutlich schwächer.
  • Zur Krampflösung eignet sich Butylscopolamin, das unterstützend zu Analgetika verabreicht werden kann.
  • Frauenmantel-, Schafgarben-, Pfefferminz- und Kamillentee können bei krampfartigen Schmerzen ebenfalls zur Erleichterung beitragen.
  • Aus der orthomolekularen Medizin kann auf bewährtes Ma­gnesium zurückgegriffen werden. Es trägt dazu bei, Menstruationsschmerzen zu lindern und den Bedarf an Schmerzmitteln zu senken, da es die Bildung von Prostaglandin F2α hemmt. Auch Vitamin B1 und B6 können helfen. Vitamin E zeigt zwar keine sofortige Wirkung, beeinflusst möglicherweise aber nach einer Einnahmezeit von vier Mona­ten die Schmerzintensität und -dauer.
    Weiters können Omega-3-Fettsäuren und γ-Linolensäure versucht werden. Letztere fördert die Bildung von krampf- und entzündungshemmendem Prostaglandin E1.
  • Zur Wärmebehandlung eignen sich Wärmeauflagen, die durch Tiefenwärme bei etwa 40 °C vollkommen diskret und geruchsfrei zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung beitragen.
  • Zur langfristigen Einnahme über drei Monate eignen sich Extrakte des Mönchspfeffers, um das Beschwerdebild mit krampfartigen Schmerzen zu lindern.
  • Wichtig zu wissen: Orale Kontrazeptiva und hormonfreisetzende Intrauterinpessare, die der Rezeptpflicht unterliegen, können sowohl die Stärke der Regelblutung als auch die Schmerzen positiv beeinflussen.

4 Empfehlung

Der oben genannte Kundenwunsch kann relativ einfach erfüllt werden. Lassen Sie sich auf ein Gespräch mit der Kundin ein. Die Zeit, die die Kundin erhält, bedeutet Zuwendung und wird oft nicht nur dankbar angenommen und geschätzt, sondern ermöglicht auch Zusatzempfehlungen. „Da haben Sie vollkommen Recht, den Thermophor kann Ihre Tochter nicht in die Schule mitnehmen. Aber hat sie schon einmal ein Wärmepflaster versucht? Es gibt welche, die speziell für Regelbeschwerden gemacht sind. Sie werden diskret direkt in die Unterwäsche geklebt. Nach zirka dreißig Minuten ist die Wärme sehr angenehm zu spüren und hält dann bis zu acht Stunden an!“

Beratung: Ist ein Arztbesuch erforderlich?

  • Seit wann kennen Sie diese Beschwerden? Neu auftretende und unbekannte Schmerzen müssen abgeklärt werden!
  • Haben Sie jeden Monat so starke Schmerzen? Akut starke Probleme und deren Ursachen muss der Gynäkologe diagnostizieren!
  • Wann treten diese Schmerzen auf? Schmerzen, die nicht innerhalb von 72 Stunden nach dem Einsetzen der Blutung auftreten, haben möglicherweise andere Ursachen!
  • Wie ändert sich der Schmerz, wenn Sie ein Schmerzmittel eingenommen haben? Sollten OTC-Medikamente nicht ausreichen, so muss ein Arzt hinzugezogen werden!
  • Tritt Ihre Blutung regelmäßig auf? Ursachen für Amenorrhö und Polymenorrhö sind herauszufinden!
  • Wie alt ist Ihre Tochter? Bei Mädchen unter 15 Jahren, die an ungewöhnlich starken und schmerzhaften Blutungen leiden, ist eine Abklärung notwendig!
  • Nehmen Sie Ihre jährliche gynäkologische Untersuchung ernst! Nur so lassen sich ernsthafte Probleme frühzeitig erkennen!