23. Apr. 2020Covid-19

Update: Corona-News aus der Forschung

Pipette tropft Probe in Reagenzglas auf Farbhintergrund, Nahaufnahme
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In der Pharmaindustrie wird weltweit mit Hochdruck an möglichen Medikamenten für die Therapie von Covid-19-Patienten bzw. SARS-CoV-2-Impfstoffen gearbeitet. Medonline präsentiert laufend hoffungsvolle Ansätze mit Österreich-Bezug. Lesen dazu auch unser tägliches Update zu Covid-19.

Valneva forscht mit Dynavax an SARS-CoV-2

Das Biotechunternehmen Valneva mit großem Forschungsstandort in Wien steigt ebenfalls in die Entwicklung eines SARS-CoV-2-Impfstoffes ein. Eine Kooperation dazu gibt es mit dem US-Unternehmen Dynavax bezüglich der Verwendung des Vakzine-Adjuvans CbG 1018, teilte Valneva in einer Aussendung mit. „Valnevas Wissenschafter haben die Möglichkeiten untersucht, die eigene existierende Technologie, die Kapazitäten und die Infrastruktur schnell als Hebel einzusetzen, um eine SARS-CoV-2-Kandidat-Vakzine als Antwort auf die derzeitige Pandemie zu entwickeln“, teilte das Unternehmen mit.
Valneva hat seit Jahren eine auf genetisch veränderten Vero-Zellen basierende kommerzielle Produktion eines Impfstoffes gegen die Japan-Enzephalitis. Darüber hinaus produziert das Unternehmen auch einen Cholera-Impfstoff. In der Herstellung von Vakzinen hat sich in den vergangenen 15 Jahren zunehmend die Biotech-Produktion der Antigene in Zellkulturen verbreitet. Das erlaubt zum Beispiel bei den Influenza-Impfstoffen eine schnellere Herstellung in theoretisch unbegrenzter Menge. Dynavax hat auf der anderen Seite mit CpG 1018 ein neues Adjuvans auf der Basis des Toll-like Rezeptors 9 entwickelt und verwendet es zur Verstärkung der Immunantwort in einem von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassenen Hepatitis-B-Impfstoff. Toll-like-Rezeptoren spielen bei der Erkennung von Krankheitserregern und die darauf folgende Immunantwort eine wichtige Rolle. (APA)


Apeiron startet Phase-II-Studie mit APN01 in Österreich, Deutschland und Dänemark

Das Biotech-Unternehmen Apeiron Biologics AG mit Sitz in Wien hat von den Aufsichtsbehörden in Österreich, Deutschland und Dänemark die Genehmigung zum Start einer Placebo-kontrollierten, doppelt-verblindeten, randomisierten Phase-II-Studie zur Behandlung von Covid-19-Patienten erhalten. Das gab das Unternehmen in einer Aussendung am 02.04.2020 bekannt. Der Medikamentenkandidat APN01 (rhACE2), ein synthetisches Enzym, soll SARS-CoV-2 blockieren und entzündlichen Reaktionen in der Lunge entgegenwirken (siehe auch medonline-Interview: APN01 gegen Corona: Hoffen auf „Verteidiger und Torwart“).

APN01, das sich bereits in mehreren Phase-I- und II-Studien als sicher und gut verträglich erwiesen habe, könnte wegen des doppelten Wirkungsmechanismus das erste Medikament zur Behandlung von Covid-19 werden, das spezifisch gegen den SARS-CoV-2 gerichtet sei, hofft Peter Llewellyn-Davies, Vorstandsvorsitzender der Apeiron Biologics AG, „wir sind sehr dankbar für die enorme Unterstützung durch die Zulassungsbehörden in Österreich, Deutschland und Dänemark, die eine so schnelle Zulassung dieser Studie möglich machten, sowie für den nachdrücklichen Einsatz der österreichischen Bundesregierung, die unsere Studie auch finanziell unterstützen wird.“

„Wir versperren dem Virus die Tür und schützen die Organe“, zeigt sich Prof. Dr. Josef Penninger, Miterfinder von APN01, Gründer und Aufsichtsratsmitglied der Apeiron Biologics AG und Professor an der University of British Columbia, zuversichtlich, dass „unser rekombinantes ACE2“ erfolgreich zur Behandlung von Covid-19 eingesetzt werden könne. Denn SARS-CoV-2 benötige so wie SARS-CoV, welches die SARS-Epidemie 2003 ausgelöst hatte, ACE2-Rezeptoren, um menschliche Zellen zu infizieren.

Insgesamt sollen 200 Patienten an bisher zehn Standorten in den drei Ländern behandelt werden. Auch der leitende Prüfarzt der Studie, Prof. Dr. Henning Bundgård, Fakultät für Gesundheit und Medizinische Wissenschaften, Universität Kopenhagen, zeigt sich zuversichtlich: „APN01 ist ein weit entwickelter Medikamentenkandidat mit einem überzeugenden, zweifachen Wirkprinzip, das einen wichtigen therapeutischen Beitrag in der Covid-19-Pandemie leisten könnte. In Österreich sind die Prüfzentren die Medizinische Universität Wien, das Kaiser-Franz-Josef-Spital, Wien, die Medizinische Universität Innsbruck und das Universitätsklinikum Salzburg.

Apeiron-CEO Peter Llewellyn-Davies im Interview: https://medonline.at/forschung/digital/covid-19/2020/10052603/apn01-gegen-corona-hoffen-auf-verteidiger-und-torwart/


Takeda: Allianz von Plasmaunternehmen für Entwicklung einer Hyperimmun-Therapie

Takeda Pharmaceutical Company Limited hat bereits Anfang März 2020 in einer Aussendung bekanntgegeben, die Entwicklung einer plasmabasierten Therapie für Covid-19 zu initiieren, konkret ein polyklonales Anti-SARS-CoV-2-Hyperimmunglobulin (H-IG). Die Entwicklung basiere auf virologischer Expertise aus Wien. „Das Projekt TAK-888 ist von globaler gesundheitspolitischer Bedeutung. Mit unserer Expertise am Takeda-Standort Wien tragen wir maßgeblich zur Entwicklung bei“, erklärte Thomas R. Kreil, Leiter der Global Pathogen Safety von Takeda, „Wien bestätige damit einmal mehr seine Rolle als Vorreiter in der Entwicklung und Produktion von Medikamenten aus humanem Plasma“.

Nun haben sich die Unternehmen Biotest, BPL, LFB und Octapharma einer Allianz zur Entwicklung einer potenziellen Plasma-Therapie für Covid-19-Patienten angeschlossen, die von CSL Behring und Takeda Pharmaceutical Company Limited gegründet worden ist, heißt es in einer Aussendung am 06.04.2020. Die Allianz beginne sofort mit der Prüfentwicklung eines markenlosen Anti-SARS-CoV-2-polyklonalen Hyperimmun-Immunglobulin-Arzneimittels. „Beispielslose Zeiten erfordern mutige Schritte“, betont Julie Kim, Präsidentin der Business Unit Plasma-Derived Therapies, Takeda. Das Bündeln von Branchenressourcen könne die Markteinführung einer potenziellen Therapie beschleunigen und das potenzielle Angebot erhöhen, „wir laden Unternehmen und Institutionen, die sich auf Plasma konzentrieren, ein, unsere Allianz zu unterstützen oder sich ihr anzuschließen“.

Zusätzlich zur Bündelung der Branchenressourcen werde man, „wo immer möglich, mit Behörden und Wissenschaft als ein Partner zusammenarbeiten, wie z.B. bei wichtigen Aktivitäten wie klinische Studien“, ergänzt Bill Mezzanotte, Executive Vice President und Leiter der Forschung und Entwicklung bei CSL Behring, „das erhöht die Effizienz, speziell in diesen hektischen Zeiten – auch für unsere Stakeholder“. Die Entwicklung eines Hyperimmunserums erfordere Plasmaspenden von vielen Personen, die sich vollständig von Covid-19 erholt haben und deren Blut Antikörper gegen das neuartige Coronavirus enthalte. Nach der Sammlung werde das „Rekonvaleszenten“-Plasma zu Produktionsstätten transportiert, wo es einem etablierten Verfahren unterzogen wird, in dem unter anderem noch vorhandene Viren inaktiviert werden.

In Österreich hatte Takeda am 23.3.2020 bereits den ersten von Covid-19 genesenen Plasmaspender. Seither hätten sich erfreulicherweise zahlreiche rekonvaleszente Covid-19-Patienten gemeldet und Plasma gespendet, hieß es seitens Takeda auf Nachfrage von medonline. Es sei wichtig, dass viele weitere folgen, jede Spende helfe. Personen, die an einer Plasmaspende interessiert sind, können sich weltweit unter https://www.donatingplasma.org/donation/find-a-donor-center informieren. In Österreich ist eine Spende in allen BioLife-Plasmazentren (Wien, Wiener Neustadt, Graz, Innsbruck, Salzburg, Linz, Wels) möglich. Infos & Anmeldung unter http://www.plasmazentrum.at/covid19lebensretter/, Tel.: 01/20 609 2538, Mail: plasmaspende@takeda.com.


Themis im CEPI-Konsortium mit Institut Pasteur und University of Pittsburgh für Covid-19-Vakzine

Die weltweit öffentlich-private Impfstoffkoalition CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations) arbeitet mit dem Institut Pasteur, Paris, in einem Konsortium zusammen, um einen Covid-19-Impfstoffkandidaten zu entwickeln. Das Konsortium wird vom Institut Pasteur geleitet und umfasst das Unternehmen Themis Bioscience GmbH mit Sitz in Wien und die University of Pittsburgh. Wie Themis in einer Aussendung bekanntgab, hat CEPI am 19.03.2020 einen achten Covid-19-Impfstoffkandidaten in sein Portfolio aufgenommen. CEPI stellt dem Konsortium zunächst 4,9 Mio. US-Dollar zur Verfügung, um einen Covid-19-Impfstoff auf Basis der Masernvektortechnologie zu entwickeln.

In einem ersten Schritt soll die CEPI-Finanzierung die präklinischen Test, die Erstherstellung von Impfstoffen und die Vorbereitungsarbeiten für Studien der Phase I unterstützen. „Wir freuen uns, mit unseren Kollegen vom Institut Pasteur und der University of Pittsburgh zusammenzuarbeiten, um so schnell wie möglich zur Bekämpfung dieser globalen Gesundheitssituation beizutragen“, sagt Erich Tauber, CEO von Themis, „unsere vielseitige Plug-and-Play-Fertigungstechnologie bietet uns den Vorteil, die Entdeckung und Entwicklung eines Impfstoffkandidaten gegen das hochinfektiöse und möglicherweise pandemische Coronavirus zu beschleunigen.“ Themis habe bereits in der späten klinischen Entwicklung ein hervorragendes Immunogenitäts-, Sicherheits- und Herstellbarkeitsprofil der Technologie nachgewiesen und man sei zuversichtlich, diese Erfahrung auf unsere COVID-19-Impfstoffentwicklung anzuwenden.

Die Technik, die Themis verwendet, erklärt Katrin Ramsauer, Wissenschaftliche Leiterin der Abteilung für Forschung und Entwicklung des Wiener Biotech-Unternehmens in einem Interview mit dem Magazin des Wissenschaftsfonds FWF (scilog.fwf.ac.at, 02.04.2020) anhand der griechischen Mythologie: In den Masernimpfstoff würden Fremdgene eingebaut, man könne sich das wie ein „trojanisches Pferd“ vorstellen. Der verimpfte Masernimpfstoff verstecke noch zusätzlich Funktionen, die dem Immunsystem zeigen, wie ein Coronavirus aussieht. Themis habe seit zwei Jahren ein Projekt über MERS laufen, man wisse also ungefähr, in welche Richtung es gehen müsse.

CEPI fördere nun auch das aktuelle Corona-Projekt, die Partner, das Institut Pasteur und die Universität Pittsburgh, würden Themis helfen den Impfstoff herzustellen und erste Tiertests zu machen. Themis selbst spezialisiere auf die Herstellung in großem Maßstab und die Durchführung erster klinischer Tests, sagt Ramsauer in dem Interview und hält auf Nachfrage einen Impfstoff in ein bis zwei Jahren für realistisch.


Pfizer entwickelt mit BioNTech Impfstoffkandidat BNT162

Die Unternehmen Pfizer und BioNTech haben am 16.03.2020 eine Absichtserklärung zu einem mRNA-basierten Coronavirus-Impfstoffkandidaten verabschiedet. Ziel der Zusammenarbeit sei eine beschleunigte Entwicklung von BioNTech’s potenziellem Covid-19-mRNA-Impfstoffprogramm, BNT162, der voraussichtlich Ende April in die klinische Testung gehen soll.

„Wir freuen uns, dass die bestehende, erfolgreiche Kooperation zwischen Pfizer und BioNTech es beiden Unternehmen ermöglicht, unsere Ressourcen angesichts dieser globalen Herausforderung so schnell zu mobilisieren,” sagt Mikael Dolsten, Chief Scientific Officer und President, Worldwide Research, Development & Medical, Pfizer, in der Aussendung. „Indem wir unsere Erfahrung im Bereich der Entwicklung, Zulassung und Vermarktung von Arzneimitteln mit der mRNA-Impfstoff-Technologie und Expertise von BioNTech vereinen, bekräftigen wir unser Versprechen, schnellstmöglich und mit allen verfügbaren Kräften gegen diese Pandemie zu kämpfen.“

Ugur Sahin, Mitgründer and CEO von BioNTech ergänzt: „Diese globale Pandemie erfordert globales Engagement. Wir bündeln die Kräfte mit unserem Partner Pfizer, um unser Bestreben, einen COVID-19 Impfstoff für Betroffene weltweit verfügbar zu machen, zu beschleunigen.“