Medikationsanalyse: Elektrolytentgleisung
MEDIKATIONSANALYSE – Teil 06 – Ein 78-jähriger Patient kommt mit starken Rückenschmerzen ins Krankenhaus. Er hat Fieber, ist bewegungseingeschränkt und gibt einen VAS Score von 9/10 an. Es wird eine Spondylodiszitis diagnostiziert und eine Antibiotikatherapie begonnen. Am vierten Tag nach Start der empirischen Antibiose geht es dem Patienten sehr schlecht, er ist kaum ansprechbar und delirant. Können Sie den Fall lösen?
Danke fürs Korrekturlesen an OA Dr. Hajo Miska.
LoginFallbeispiel
Ein älterer Patient (78) kommt mit starken Rückenschmerzen ins Krankenhaus. Er hat Fieber, ist bewegungseingeschränkt und gibt einen VAS-Score von 9/10 an. Es sind keine Allergien bekannt. Die Nierenfunktion ist normal. Nach einer MRT wird eine Spondylodiszitis diagnostiziert. Eine Blutkultur wird abgenommen und ins Labor geschickt und eine empirische Antibiotikatherapie begonnen. Aufgrund der Knochen- und Bandscheibenentzündung wird Kefzol® (Cefazolin) 3 x 2g parenteral in 100ml physiologischer Kochsalzlösung und Fomicyt® (Fosfomycin) 3 x 8g parenteral in 250ml physiolog. Kochsalzlösung zusätzlich zur Dauermedikation des Patienten verordnet.
Die Dauermedikation sieht wie folgt aus:
- Eliquis® 5mg 1-0-1
- Molaxole® 1-0-0
- Pantoloc® 20mg 1-0-0
Während des Krankenhausaufenthalts wird zusätzlich noch verordnet:
- Torasemid 10mg 1-0-0
- Aprednislon® 10mg 1-0-0
Am vierten Tag nach Start der empirischen Antibiose hat der Patient einen Serum-Natriumwert von 169mmol/l. Serum-Kalium liegt bei 2,9mmol/l. Es geht ihm sehr schlecht, er ist kaum ansprechbar und delirant.
Was ist passiert?
Lerntext
VAS-Score
VAS steht für „visual analog scale“ und soll das subjektive Schmerzempfinden des Patienten repräsentieren. Dem Patienten wird eine Skala vorgelegt, auf der er selbst seine Schmerzintensität einordnen soll. Es gibt viele verschiedene VAS-Skalen, ein Beispiel davon sehen Sie hier:
Elektrolytentgleisung
Elektrolytstörungen können alle im Körper vorkommenden Ionen betreffen. Sie treten meist nicht isoliert auf, da die Haushalte im Körper eng miteinander verbunden sind. Wichtige Elektrolytentgleisungen sind zum Beispiel Hypernatriämie, Hyponatriämie, Hyperkaliämie, Hypokaliämie, Alkalose oder Azidose. Elektrolytstörungen können mit eher milden und unspezifischen Symptomen wie Übelkeit und Muskelkrämpfen einhergehen. Stärkere Elektrolytentgleisungen verursachen oft medizinische Notfälle wie Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen, Ileus oder Koma.
Hypernatriämie
Von einer Hypernatriämie spricht man, wenn der Serum-Natriumwert 145mmol/l übersteigt. Bei älteren Patienten wird eine Hypernatriämie oft durch vermindertes Durstempfinden ausgelöst. Symptome einer Hypernatriämie sind Verwirrung (Delir) über Krampfanfälle bis hin zum Koma.
Hypokaliämie
Eine Hypokaliämie liegt vor, wenn der Serumkaliumspiegel unter 3,6mmol/l liegt. Wie bei der Hypernatriämie ist ein potenzieller Auslöser Flüssigkeitsverlust, daher lösen auch Diuretika eine Hypokaliämie aus. Da die beiden Elektrolyte Natrium und Kalium mittels Na/K-ATPase miteinander eng verbunden sind, kann eine Hypernatriämie auch mit einer Hypokaliämie einhergehen, einer Verschiebung des Gleichgewichts, die die Erregungsweiterleitung der Zelle stört. Symptome einer Hypokaliämie sind etwa muskuläre Störungen, Krämpfe und Arrhythmien.
Pharmakologie
Eliquis®
Der Wirkstoff von Eliquis® heißt Apixaban. Er gehört zu den sog. direkten oder neuen Antikoagulanzien (DOAKs, NOAKs). Er inhibiert selektiv den Faktor Xa in der Blutgerinnungskaskade und hemmt somit die Bildung von Thrombin und damit die Thrombenbildung. Apixaban wird bei Vorhofflimmern zur Schlaganfall- und Embolieprophylaxe eingesetzt. Zusätzlich findet es in der Behandlung von tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien und deren Rezidivprophylaxe Verwendung.
Torasemid
Torasemid ist ein Schleifendiuretikum. Es hemmt den Natrium-Kalium-Chlorid-Kotransport im dicken Abschnitt der Henle’schen Schleife und dadurch auch die Wasserresorption. Es steigert dadurch stark die Wasser- und Elektrolytausscheidung.
Aprednislon®
Aprednislon® hat den Wirkstoff Prednisolon – ein Glucocorticoid. Glucocorticoide greifen in die Proteinsynthese vieler Proteine ein und entfalten ihre antiphlogistische Wirkung durch verschiedene Mechanismen. Sie wirken stark entzündungshemmend und immunsuppressiv.
Cefazolin
Cefazolin ist ein halbsynthetisches Cephalosporin der ersten Generation. Cephalosporine binden an Penicillin-bindende Proteine und unterbrechen so die Zellwandsynthese der Bakterien, was zur Zelllyse führt. Es wird hauptsächlich gegen grampositive Bakterien wie Staphylokokken und Streptokokken eingesetzt.
Fosfomycin
Fosfomycin ist ein Glykopeptidantibiotikum. Wie Cefazolin wirkt es bakterizid durch Zellwandsynthesehemmung. Fosfomycin liegt in Präparaten als Fosfomycin-Dinatrium vor und ist daher sehr natriumhaltig. Außerdem soll es ausschließlich in Kombination mit einem anderen Antibiotikum angewendet werden, um einer Resistenzentwicklung entgegenzuwirken.
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