
56
Medikationsmanagement: Das Arzneimittel und „die Anderen“
MM Kurs Teil 56
MEDIKATIONSMANAGEMENT – Teil 56 - NEMs lassen sich meist unproblematisch mit Arzneimitteln kombinieren und können die Therapie synergistisch unterstützen. Bei einigen Kombinationen heißt es genauer schauen.
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NEMs lassen sich meist unproblematisch mit Arzneimitteln kombinieren und können die Therapie synergistisch unterstützen. Bei einigen Kombinationen heißt es genauer schauen.
Analog zu den Interaktionen zwischen Arzneistoffen sind auch zwischen Arzneistoffen und Wirkstoffen, die in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind, Wechselwirkungen möglich. Potenzielle Interaktionsarten sind:
1. Interaktionen zwischen AM und NEM
1.1. Synergistische Wirkung von AM und NEM:
Sich gegenseitig verstärkende positive Effekte auszunutzen ist mittlerweile in vielen Bereichen Standard, auch in der Kombination von Nahrungsergänzungsmitteln und einer Arzneimitteltherapie, z.B.:
▶ die Anwendung von Omega-3-Fettsäuren oder Knoblauchextrakten zusammen mit einer triglyceridsenkenden Therapie,
▶ die Unterstützung einer blutdrucksenkenden Therapie mit Magnesium,
▶ die blutspiegelabhängige Supplementierung von Selen zusätzlich zur Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormonen bei Hashimoto-Thyreoiditis.
1.2. Ausgleich von AM-Nebenwirkungen durch ein NEM:

dazu noch ein Nahrungsergänzungsmittel und
eventuell noch ein Phytopräparat – das ist an der Tara
keine Seltenheit und erfordert MM-Know-how.
Darunter fällt etwa die (zeitversetzte) Gabe eines Probiotikums zu einem Antibiotikum, um Störungen der Darmflora und dadurch entstehende antibiotikabedingte Diarrhöen hintanzuhalten.
1.3. AM mit negativem Einfluss auf den Mikronährstoffhaushalt:
Dies ist besonders im Zusammenhang mit Langzeittherapien, Multimedikation oder unkontrollierter Selbstmedikation relevant. Besonders bekannt sind z.B.:
▶ die Coenzym-Q10-Depletion unter der Therapie mit Statinen,
▶ das verstärkte Risiko für Vitamin B12-, Eisen- und Magnesiumabfall unter PPI-Langzeittherapie,
▶ die Störung des Calcium- und Vitamin-D-Stoffwechsels mit Osteoporosegefahr unter der Behandlung mit Corticosteroiden oder
▶ der Vitamin-B12-Abfall unter Dauertherapie mit Metformin.
1.4. Potenzielle Störungen der AM-Wirkung durch in NEM enthaltene Stoffe:
Umgekehrt ist auch ein negativer Einfluss auf die Arzneitmitteltherapie in einigen Fällen möglich. Einige prominente Beispiele aus dem Bereich der Phytotherapie:
▶ Johanniskraut mit seiner CYP 3A4- und p-Gp-induzierenden Wirkung sowie seinen serotonergen Effekten.
▶ Zubereitungen aus Knoblauch oder Goji-Beere sowie hochdosierte Ginkgopräparate (über 240 mg/d) hinsichtlich potenziell verstärkter Blutungsneigung bei entsprechender Komedikation.
▶ Präparate mit Rotem Reis, da sie das mit Lovastatin strukturidente Monacholin K enthalten und
daher dieselben Interaktionen mit p-Gp-beeinflussenden Arzneimittel zeigen wie Lovastatin.
2. Beratungsbeispiele an der Tara
Im Bereich der Mikronährstoffe sind die (nicht nur als NEM vertriebenen, sondern auch in Arzneimitteln oder Lebensmitteln enthaltenen) polyvalenten Kationen interaktionsfreudig.
2.1. Polyvalente Kationen (Calcium, Eisen, Aluminium, Magnesium, Zink)
Polyvalente Kationen und Bisphosphonate: Selbst bei korrekter, streng nüchterner Einnahme zumindest 30 min vor dem Frühstück ist die absolute Bioverfügbarkeit von Bisphosphonaten extrem niedrig. Mit polyvalenten
Kationen sind Komplexbildungen möglich, die die Wirksamkeit der Therapie gefährden.
Beratung:
▶ Bisphosphonate immer nur mit Leitungswasser einnehmen, kein Mineralwasser, Fruchtsäfte, Kaffeegetränke oder Milch dazu verwenden.
▶ Das im Rahmen der Osteoporosetherapie begleitend verschriebene Calciumpräparat auf keinen Fall zeitgleich einnehmen.
▶ Allfällige Eisenpräparate zu einem späteren Nüchternzeitpunkt einnehmen (z.B. ½ Stunde vor dem Mittag- oder Abendessen).
▶ Auch andere Präparate mit polyvalenten Kationen (z.B. Antacida) mindestens 2 h zeitversetzt einnehmen.
Polyvalente Kationen und Schild-
drüsenhormone: Auch hier ist die Einnahme mit Leitungswasser dem Mineralwasser aufgrund des Calciumgehaltes auf jeden Fall vorzuziehen. Laut der Fachinformation sollte ein Abstand von zwei Stunden zu Eisenpräparaten, Calcium und aluminiumhältigen Wirkstoffen (Antacida, Sucralfat) eingehalten werden.
Polyvalente Kationen und Antibiotika vom Typ der Fluorchinolone und Tetracycline: Die parallele Anwendung vermindert die Resorption dieser Antibiotika in unterschiedlichem Ausmaß, was vermutlich auf die Bildung von stabilen Chelatkomplexen zurückzuführen ist.
Beratung: Um die Gefahr des Versagens der antibiotischen Therapie hintanzuhalten ist Folgendes sinnvoll:
▶ Einnahme mit Leitungswasser aus den genannten Gründen.
▶ 2–3-stündigen Abstand zu Milch und Milchprodukten einhalten (die klinische Relevanz differiert von Wirkstoff zu Wirkstoff, einheitliche Anweisungen verbessern die Compliance).
▶ Präparate mit polyvalenten Kationen frühestens zwei Stunden nach dem Antibiotikum einnehmen.
▶ Bei mehrmals täglicher Einnahme eines Antacidums Umstellung auf H2-Blocker oder PPI durch den Arzt.
2.2. Levodopa und Vitamin B6/Eisen
Das Antiparkinsonmittel Levodopa (z.B. in Madopar®) passiert die Blut-Hirn-Schranke und wird danach durch Decarboxylasen in den aktiven Wirkstoff Dopamin umgewandelt. Hochdosiertes Vitamin B6 kann die unerwünschte vorzeitige Decarboxylierung in der Peripherie verstärken und daher die zentrale Verfügbarkeit von Dopamin vermindern (Abschwächung der Wirksamkeit der Parkinsontherapie) sowie zu unerwünschten Wirkungen durch Dopamin in der Peripherie beitragen (z.B. Übelkeit).
Beratung: Patienten unter L-Dopa-Therapie sollten maximal den physiologischen Tagesbedarf an Vitamin B6 zu sich nehmen, jedoch keine Präparate in pharmakologischen Dosierungen erhalten (z.B. Neurobion forte®).
Zusätzlich ist zu beachten, dass die gleichzeitige Einnahme von Eisensalzen die Resorption von L-Dopa durch Komplexbildung vermindert.
Beratung: Bei paralleler Anwendung von Eisen und Levodopa sollte ein Abstand von 2–3 Stunden eingehalten werden.
2.3. Tryptophan und 5-Hydroxytryptophan (5-HTP) und serotonerge Arzneistoffe
5-Hydroxytryptophan und seine Vorstufe Tryptophan sind Vorläuferstoffe in der Biosynthese des Serotonins und werden daher gegen depressive Stimmungsschwankungen empfohlen.
Beratung: Aufgrund der Möglichkeit additiver serotonerger Wirkungen ist die Kombination mit MAO-Hemmern und SSRIs zu meiden.
2.4. Vitamin-K-Antagonisten und Vitamin K/Omega-3-Fettsäuren
Die orale Aufnahme von Vitamin K aus Lebensmitteln oder Präparaten kann die blutgerinnungshemmende Wirkung der Antikoagulanzien vom Cumarintyp (Phenprocoumon Marcoumar®) vermindern. Eine einigermaßen gleichbleibende Vitamin-K-Zufuhr über die Ernährung gilt daher als wünschenswert.
Beratung:
▶ Die Einnahme von Präparaten mit Vitamin-K-Arten sollte vermieden werden.
▶ Auch bei Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) in hoher Dosierung ab 1 g sind aufgrund additiver antikoagulatorischer Effekte Veränderungen des INR-Wertes
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